Samstag, 31. Oktober 2009

Klitmöller Hoch im Norden bei den Fjorden



















An meinem Geburtstag diesen Jahres hatte ich eigentlich schon aufgehört zu hoffen nochmals im Meer windsurfen zu gehen. Ein Freund mit dem ich eine Tour geplant hatte, war anderweitig beschäftigt und mich verließ langsam die Motivation.

Doch dann läutete mein Telefon, eine vertraute Stimme die ich sonst nur aus Südafrika kannte meldete sich. Es war Frerk, ein Kieler den ich die letzen Winter in Kapstadt traf. Er wollte unbedingt nach Dänemark zum surfen fahren und hatte sich das folgendermaßen vorgestellt: Ich sollte einfach am Freitag zu ihm nach Hamburg fahren, er zeigt mir die Stadt, ich könnte ja bei ihm übernachten und am nächsten Tag ab nach Dänemark.

Hörte sich für mich relativ einfach an, war es auch, aber ich war mir nicht sicher ob ich ausgerechnet meinen letzten Urlaub in Dänemark verbringen wollte. Ich versuchte noch auf Gran Canaria abzulenken oder irgendwo anders in den Süden, aber es half alles nichts.

Gut ich überlegte noch kurz und entschied mich dann es einfach zu machen. Unerwarteter Weise konnte ich es tatsächlich schaffen meinen Cousin Xandi zu überreden mit zu kommen. Er war zwar auch eine Wasserrate und ein echter Sportler, konnte aber dem Wasser in gefrorener Form weit mehr abgewinnen, sprich wir waren so gut wie nie gemeinsam auf Urlaub.

Hamburg

Laut einer der bekanntesten Routenplaner würden wir für die Strecke Mödling Hamburg 9 Stunden benötigen. Naja man soll nicht kleinlich sein wir schafften es immerhin in 17 mit unserem Bus, mit dem wir mit 80 – maximal 110 über die Autobahn glitten. Schließlich wollten wir Sprit sparen, da wir einen großen Teil unseres Reisebudgets an der österreichisch – deutschen Grenze in eine 1 Tagesvignette investierten, die man sich leisten muss wenn man nicht weiß welcher Tag ist und wie lange die alte Vignette gilt.


Auf jeden Fall waren wir nach den besagten 17 Stunden heilfroh endlich da zu sein. Blöderweise war aber unser lieber Frerk nicht zu Hause. Wir beschlossen noch ein Bierchen am Kiez zu trinken und dann in unserem Bus an der Matratze zu horchen. Kurz bevor ich es schaffte das Schlafzimmer unseres Busses zu erklimmen, passte mich Frerk noch ab und schleppte mich nochmals mit auf den Kiez. Das volle Programm bis 05:30.

Am nächsten Tag um ca. 11 Uhr sollte Xandi seines Zeichens stolzer Alpenrepublikaner – Frerk seines Zeichens stolzer Norddeutscher, kennen lernen.
Eine interessante Begegnung, selbe Sprache jedoch komplett unterschiedliche Mentalität. Ein Gustostückerl für Hobbyvölkerkundler.

Den Rest des Tages machten wir eine Stadtrundfahrt mit Frerk und seiner Freundin Lilli.

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages fingen wir an den Bus mit den absolut notwendigsten Utensilien zu beladen, auf die wir laut Frerk ,auf gar keinen Fall verzichten konnten. Insgesamt hatten wir nach dem Beladen, Vier Windsurfboards, Vier Wellenreiter, sieben Segel, ein Kiteboard, zwei Kites, 5 Masten, 3 Gabelbäume, 5 Neos und unsere gesamte Camping und Reiseausrüstung im Bus. Man kann ruhig sagen, dass der Bus ziemlich voll war. Dann checkten wir noch kurz bei Aldi ein und füllten die letzten leeren Ecken des Busses mit Nahrungsmitteln. Ab in Richtung Dänemark doch eines hatten wir noch vergessen – Bier. Um dieses extrem wichtige Nahrungsmittel auch noch günstig zu erwerben, blieben wir kurz vor der Dänisch – Deutschen Grenze beim Skandinavmarkt, stehen. Dort trifft man hauptsächlich Dänen die ihre Autos komplett bis zum Dach mit Lebensmitteln auffüllen. Weil nur Dänen dort Bier kaufen dürfen, mussten wir uns von einem sehr hilfsbereiten Seniorenpärchen zwei Paletten des guten Safts kaufen lassen.

Dänemark

Nach sechs Stunden Fahrt erreichten wir dann endlich unser Ziel – Klitmöller.
Spätestens beim ersten Verlassen des Busses wurde mir klar, dass es sich hier weder um einen Badeurlaub noch einen Schönwettersurfspot handelte. Das Meer war graugrün, der Himmel war grau, das einzig blaue war der Ganzkörper Overall in den sich mein Cousin hinein zwängte um sich kurz danach mit Fotoapparat in einer Düne zu verschanzen. Für Frerk und mich hieß es aufriggen, rein in den Neo und raus aufs Muschelriff. Die Welle am Muschelriff läuft nicht so schön wie man sich eine Riffwelle vorstellt, dafür ist es aber auch nicht so schmerzhaft wenn man am Riff ankommt wie bei einem Korallenriff. An diesem Montag Nachmittag wurde mit großem Brett und großem Segel gesurft. Es war recht nett, aber ich war mir nicht ganz sicher ob sich die Mühen für diese Bedingungen gelohnt hatten. Am Abend fuhren wir zu einem abgelegenen Dünenparkplatz wo wir hofften etwaigen Kontrollen entgehen zu können, da wild campen in Dänemark verboten ist und mit recht saftigen Strafen geahndet wird.

Am Dienstag in der Früh wurden wie in den schönsten Windsurfgeschichten vom Wind geweckt. Eingepackt in sämtliche Hauben, Pullover und Jacken bereiteten wir uns unter widrigen Bedingungen ein wunderbares Frühstück. Wobei man sagen muss, dass sich Xandi als Chef de la cuisine entpuppt hat.


Wieder direkt in Klitmöller beim Muschelriff angekommen, bestätigten sich unsere Vermutungen. Es war wunderbarer Wind und nette Welle. Zügig hatten wir unser Material am Wasser und hatten sehr viel Spaß. Zu Mittag trafen wir dann Olaf oder besser bekannt als „ der TRAINA“, einen guten Freund der ebenfalls immer in Südafrika überwinterte. Auf dem Wasser ist er leicht zu erkennen, an sehr hohen Back -, Push -, und Frontloops. Weiters ist er einer der Wenigen die Cheese Rolls springen, was ebenfalls sehr eindrucksvoll aussieht. An Land erkennt man ihn mindestens genauso leicht. Meistens trägt er ein gebrochenes Brett unterm Arm und seine Kleidung widerspricht jeglicher Art von Modetrend. Außerdem wohnt er das ganze Jahr über in seinem Mercedes Bus mit Anhänger.

In der Mittagspause wurde ich auf ein Stück Pizza und heißen Instant Kaffee eingeladen und er erzählte von Klitrosen, einem Spot etwas nördlich von Klitmöller. Angeblich sollten die Wellen dort wesentlich sauberer und länger sein als direkt beim Muschelriff.

Angetan und motiviert von den Geschichten ließen Frerk , der Traina und ich uns dann Richtung Klitrosen abfallen.

Es war wunderbar! Hohe Wellen, starker Wind und windsurfen mit Freunden, geradezu perfekt. Man kann sagen ich war quasi berauscht und so froh wieder Wellen zu surfen, dass ich eindeutig zu wenig auf meine Ausdauer, Körpertemperatur und die recht starke Strömung Richtung Norden, achtete. Kaum hatte ich zwei drei Wellen in Strandnähe gesurft waren die anderen nur noch am Horizont zu erahnen. Ich fing an Höhe zu laufen mit Monsterschlägen und tatsächlich kam ich wieder sehr nah dran. Doch dann wieder eine recht schöne Welle und noch einmal Höhe laufen. Es war kalt ich war müde und das wenige Licht begann auch langsam zu verschwinden. Ich beschloß noch einmal etwas Höhe zu laufen und den Rest zu gehen. Fehler! Am Ufer angekommen musste ich feststellen, dass es ein recht weiter Weg werden könnte und versuchte nochmals rauszufahren um noch mehr Höhe zu laufen. Das war dann mein zweiter Fehler. Der Wind hatte stark nachgelassen und ich versank bis zum Nabel im Wasser um in weiterer Folge von der Strömung abgetrieben zu werden. Wieder an Land und abgeriggt, da ich absolut keine Kraft mehr hatte begann ein sehr sehr langer Marsch. Ich war wirklich am Ende und konnte mein Glück kaum fassen, als Xandi plötzlich vor mir Stand und mir Material abnahm. Nach Spaghetti und Bier beim Traina fiel ich glücklich in das Schlafzimmer unseres Busses.

Am Mittwoch Vormittag fuhren wir wieder zum Aufwärmen, falls man bei diesen Temperaturen überhaupt davon sprechen kann, in Klitmöller. Es war wieder gut mit kleinem Brett und 5.0er Segel gut angepowert. Das Highlight des Tages sollte Hanstholm werden. Im Schatten einiger Windkrafträder, direkt neben einem Wellenkraftwerk und einer Fischfabrik in Hanstholm fanden wir die perfekten Bedingungen. Der Wind kam fast komplett sideshore und die Wellen waren breit und teilweise bis Logohoch. Wir hatten eine fantastische Sunset – Session und ich konnte das Wasser erst verlassen als ich als einziges Licht nur noch die Straßenbeleuchtung sah. Diese Nacht blieben wir auf dem Parkplatz eines Bunkermuseums.

Donnerstag in der Früh fanden wir uns wieder zwischen Schulklassen und Senioren, die alle ins Museum pilgerten. Wir machten uns auf den Weg zur Fischfabrik, wo aber leider nur sehr wenig Wind und noch weniger Welle war. Es ging weiter nach Klitmöller. Während wir uns auf der Fahrt angeregt über den Fischgestank unterhielten der uns permanent in Hanstholm begleitete hörte ich plötzlich ein Knallen. Beim Blick in den Rückspiegel sah ich dann wie eines unserer Windsurfboards, das wir am Dach montiert hatten, Aufwind bekam und in die Dünen segelte. Wir hatten großes Glück, dass kein Auto hinter uns fuhr. Wir konnten es kaum fassen, als wir das Boardbag öffneten und das Brett komplett und ohne jeglichen Schaden vor uns lag. Da war die Stimmung noch viel Besser. Vielleicht waren wir deshalb so motiviert und ließen uns vom Traina zu einem Downwinder überreden.

Der Downwinder sollte in Klitmöller starten und bis maximal Hanstholm gehen. Entweder dort oder irgendwo dazwischen sollte uns Xandi dann mit dem Bus abholen. Anfangs war es noch ganz gut. Doch umso weiter wir in die Bucht abfielen umso mehr kam der Wind von Westen bis er schließlich komplett onshore war. Einmal zu nahe beim Ufer und im Strömungsgürtel gefangen brachte einen sehr langen Kampf mit sich, um wieder über die Wellen hinaus zu kommen. Die Wellen hatten eine recht anschauliche Größe und brachen, wie könnte es anders sein, close out. Nach mehreren Waschgängen und extremen Abfall und Höhelaufmanövern sahen wir meinen Cousin auf den Dünen stehen. Frerk ich und der Traina kamen an Land und hieften das Material die Dünen hinauf. Das war recht kompliziert, da uns der starke Rückenwind mitsamt unserem Zeug an die Dünenwand presste, aber nach einer gewissen Zeit und einem sehr hohen Kraftaufwand hatten wir es dann geschafft. Erschöpft ließen wir uns in das hohe Gras der Dünenlandschaft fallen und warteten bis Xandi mit dem Bus kam.

Das ganze Spektakel war der absolute Reinfall, aber es sichert uns einen Platz in den Windsurfgeschichtsbüchern von Klitmöller. Nach diesem Erlebnis gönnten wir uns eine Nacht am Campingplatz mit Sauna. Es war das erste Mal, dass ich nach dem Surfen in die Sauna ging. Wir kochten und trafen ein paar andere Surfer aus München mit denen wir noch das eine oder andere Bier tranken. Die Hälfte der Nacht verbrachten wir zu dritt auf einem Ledersofa Film schauend, wobei jeder von uns im 20 Minuten Takt einschlief. Kurz vor dem Morgengrauen schafften wir es doch noch in den Bus.

Nach einem wunderbaren Frühstück und dem obligatorischen Strandrundgang, mussten wir feststellen, dass absolut kein Wind war. Darum fuhren wir Wellenreiten nach Norre Voruper. Erstaunlicherweise ging es wirklich gut an diesem Tag und wir hatten viel Spaß auf dem Longboard und Mini – Malibu.
Der Tag endete mit Pizza und Tee in Geos Pizzeria in Klitmöller.


Samstag Morgen spürte ich eine innere Nervosität in mir. Ich wollte unbedingt noch einmal aufs Wasser und zwar mit Segel. Ich konnte die anderen auch überreden und wir hatten noch eine ganz gute Abschlusssession mit großem Brett und 5.0 bei kleiner Welle.

Zu Mittag verließen wir Klitmöller, machten noch einen kurzen Stopp in Hvide Sande und kamen gerade noch rechtzeitig zur letzen Fähre von Röme auf Sylt. Frerk hatte Xandi und mich überredet noch einmal richtig Party zu machen beim Weltcup. Gesagt getan und schon waren wir auf der Insel der schönen und reichen Deutschen. Frerk hatte schon ein Quartier für uns organisiert und wie es sich gehört verblassten meinen Erinnerung nach dem ich die Amerikana Bar auf Sylt betreten hatte.

Der nächste Morgen war eigentlich schon Mittag und es war Zeit für ein Fischbrötchen, gegen dessen Einnahme, sich Xandi strikt wehrte.

Ab auf die Fähre Richtung Röme. Dort mussten wir dann noch ein bisschen am Strand herumfahren, da das speziell für uns Österreicher, irgendwie etwas Besonderes ist.

Gegen Abend erreichten wir Hamburg. Am Montag in der Früh wurde der Bus entladen und Xandi und ich fuhren langsam Richtung Heimat. 15 Stunden, eine Currywurst und ein MCMenü später kamen wir dann reich an neuen Erfahrungen wieder in unserem kleinen Dorf an.


Hanstholm Fischfabrik 57° 7'25.91"N 8°37'31.60"E
Klitmöller Muschelriff 57° 2'40.66"N 8°28'43.65"E
Klitrosen 57° 2'44.09"N 8°29'32.10"E
Norre Voruper 56°57'34.81"N 8°22'13.73"E
Hvide Sande 55°59'50.03"N 8° 7'7.00"E

Klitmöller

Freitag, 9. Oktober 2009

Testbericht Bull Sails 5.0


Erster Eindruck


Unzerstörbar war das erste Wort, das mir durch den Kopf schoss, als ich das Wavesegel aus der in Tarifa stationierten österreichischen Edelschmiede auf dem Boden auflegte. Der durchgehende Xply und die Dyneema – Carbon – Kevlar -Folien – Verbindung vermitteln das Attribut der Haltbarkeit, wie man es sich bei einem Wavesegel wünscht. Vor meiner Abreise zur Nordsee, wo das Segel dann auf Herz und Nieren geprüft werden sollte, baute ich es noch mal in der Garage auf. Ich war positiv überrascht über das geringe Gewicht und etwas eingeschüchtert von der Steifigkeit des Segels, soviel zu den Trockenübungen.



Am Wasser


Auf dem Wasser durfte ich erfahren warum das Segel seinen Namen trägt. Ein charakterstarkes reines Wavesegel, mit dem man einer Meinung nach jede Wellengröße gut und mit viel Spaß bewältigen kann. Kompromisslos lässt es sich in den Bottomturn legen. Ist der Trimm gut durchgeführt ist eine Veränderung des Druckpunktes nicht mehr zu befürchten. Bei stärkerem Wind bleibt das Vitamin HC noch gut kontrollierbar und man kann die Vorliekspannung weiter erhöhen. Das Loose Leech fällt straff lässt Böen gut durch ohne an Kontrollierbarkeit einzubüßen. Bei schwächerem Wind war es schwieriger den passenden Trimm zu finden. Die starke Vorliekspannung sollte immer erhalten bleiben und bauchig fährt sich das Segel nicht mehr so agil. Der Leichtwindtrimm sollte einzig und alleine über das Achterliek erzeugt werden.


Fazit


Der Bulle aus Tarifa überzeugt mit Agilität und hervorragenden Eigenschaften in der Welle und durch das relativ geringe Gewicht ist auch der eine oder andere Freestyletrick nicht abwägig. Der Trimmbereich für Leichtwind könnte besser sein, jedoch ist durch den kleineren Trimmbereich das Trimmen an sich auch simpler und weniger fehleranfällig. Das Segel ist hervorragend verarbeitet und auch für längere Surftrips ohne nahe liegendem Surfshop ein guter und verlässlicher Begleiter.


Text: Georg Reden, Photos: Alexander Dienst Rider: Georg Reden

Mittwoch, 20. Mai 2009

Südafrika Surfari 2009


Am 30. Dezember des vergangenen Jahres war es wieder soweit. Als der Flieger den österreichischen Boden verließ begann ich ein zweites Mal meinen Traum vom Windsurfen in Südafrika zu träumen. Am 31. Dezember in der Früh landete ich in Kapstadt, dem Garten Eden für Windsurfer.

Die ersten Tage war noch kein Wind und ich konnte die Zeit zum eingewöhnen und zur Materialbeschaffung nutzen. Mein erstes Transportmittel war ein 82er VW Passat-Kombi mit 348000 Kilometern und einer Karosserie die wie ein Schweizer Käse mit Rostlöchern übersäht war. Aber er lief und zwar ohne mich ein einziges Mal im Stich zu lassen.

Zwei Wochen brauchte ich um mich wieder an die mitunter recht heftigen Bedingungen zu gewöhnen. Anders als im letzten Jahr wurde jeder Anflug von unroutinierter Übermütigkeit bestraft. Meistens mit einem gebrochenen Mast insgesamt waren es vier. Der vierte Mastbruch war der unangenehmste. Es war cirka eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang in Melkbos. Ich ritt eine Welle ab die mir erstaunlich lang vorkam. Ohne für mich wahrnehmbare Ankündigung brach sie close – out, während ich gerade zum bottom turn ansetzte. Danach folgte eine ziemlich heftige Beendigung meiner Session. Die Wassermassen drückten mich weit Unterwasser und das Material wurde über mich weggespült. Nach einiger Zeit konnte ich wieder Kontakt mit meinem Brett und Rigg aufnehmen. Leider war der Mast gebrochen und raste mit der nächsten Welle in meinen Fuß, der dann zu bluten begann. Ich war ca. 200 Meter vom Strand entfernt. Das ist grundsätzlich nicht weit, aber das Meer war alles andere als ruhig. Es hatte in etwa 30 Knoten Wind und 3m hohe Wellen. Alle diese Fakten vermischt mit der Dunkelheit lösten bei mir ein gewisses Unbehagen aus.Nach diesem Tag beschloss ich meine Fahrweise etwas zu ändern. Ich nahm jetzt nicht mehr die erste Welle eines großen Sets und setzte den letzten Cutback etwas früher an, diese nicht ganz unwesentlichen Maßnahmen wirkten sich ungemein positiv auf meinen Materialverbrauch und damit auch auf mein etwas in Mitleidenschaft gezogenes Reisebudget aus. Die heftigsten Tage hatte ich mit Abstand am Sunset Beach und direkt am Kap (Platboom). Der Sunset Beach kann der einfachste Spot überhaupt sein, ideal um sich an Windsurfenin der Welle heranzutasten. Doch es kann dort Tage geben an denen die heftigsten Close –OutWellen mit unbamherziger Wucht an die vorgelagerten Sandbänke rollen.

Gemeinsam mit Melkbos war der Sunset Beach mein Materialintensivster Spot. Schafft man es nicht mehr den Mast vor das Brett in die Welle zu legen, wird das Brett von der Welle hochgeschleudert und drückt den Mast in den Sand, dadurch bricht er meistens wie ein Zahnstocher.Da spielt es keine Rolle wie viel Prozent Carbon der Mast hat und ob es ein Skinny oder Standarddurchmesser ist. Damit steht mein Standpunkt diesbezüglich fest es gibt keinen Mast der nicht brechen kann! Wesentlich ist hier eher ob er eine dementsprechende Garantie hat. Ein Neilpryde X5 (SDM) der am Tag des Kaufes brach wurde mir nicht ersetzt, aber ein North (RDM) schon. Für Ezzy Masten gilt, dass jeder Mast innerhalb eines Jahres ersetzt wird. Man zahlt allerdings auch den Preis dafür.

Abgesehen von dem kurzen Material Diskurs möchte ich noch auf den heftigsten Tag in meinem Surfleben zu sprechen kommen! Es war der 9.März 2009 oder auch Big Monday, wie er in einschlägigen Online – Magazinen genannt wird.

Ich war mit drei von meinen Mitbewohnern als erstes am Spot (Platboom) ca. um 8 Uhr. Die höchsten Wellen an diesem Tag waren bis zu 6 Meter hoch. Der Wind blies mehr off- als sideshore mit ca. 25 Knoten. Es war extrem schwierig unter diesen Windbedingungen die meterhohen Wellenberge zu überwinden. Teilweise ist man bis zur Brust im Wasser versunken um dann von einer Monsterböe wieder 20 Meter weiterkatapultiert zu werden.

Nach langer Zeit hatte ich den Swell endlich überwunden. Die Wellen bauten sich schon sehr weit draußen auf und hatten eine ungeheure Wucht. Der Intervall war von Windguru und Windfinder mit 15 Sekunden vorhergesagt worden. Um 11 Uhr lies der Wind nach und ich verlies das Wasser und zwar über die Felsen. Mittlerweile war die gesamte Highsociety der Windsurfszene angereist und versammelte sich am Straßenrand. Der Wind machte Pause und kam wieder um ca. 15 Uhr, er hatte leicht gedreht auf Sideoffshore und wurde gegen Abend immer konstanter. Die Wellen waren groß, kräftig und halbwegs clean und bildeten gleichzeitig steile Rampen für extrem hohe Sprünge. Es war wie in dem schönsten Surfertraum, man surfte Brett an Brett mit den Stars, niemand war sich im Weg oder nahm dem anderen den Vorrang. Zu groß war der Respekt vor der Naturgewalt. Die Bedingungen verwandelten sich von dem frühmorgendlichen reinen Überlebenskampf in die perfekten Wavebedingungen. Ich fuhr den ganzen Tag über mit 5,0 und einen 79l Brett, obwohl es ein 4,5er auch getan hätte. In der Früh war die Kombi etwas heftig in den Böen, aber half wiederum in den Windlöchern.

Es folgten noch einige wunderbare Tage, speziell am Kap. Mit wässrigen Augen verließ ich am 18. März mein Winterdomizil und hoffe nächstes Jahr wiederkommen zu dürfen.

Fotos von oben nach unten: 1 Mein erstes Auto,2-6 Sunsetbeach im Jänner 2009 Fotograph: Thomas 'The Frontlooptrainer' Arnholdt, Surfer: Georg Reden, 7,8 Platboom März 2009 Fotograph: Henrik ' Mr.Backloop' Jamaer, Surfer: Georg Reden. 9,10 Fotograph: Chrisi der alte Seemann Hainke, Surfer: Henrik Jamaer, 11 Abreisetag





Spotguide mit Koordinaten von Google-Earth:

Grundsätzlich kann man sagen funktionieren alle Spots bei Südostwind und Südwestswell. Unter diesen Bedingungen sind die Vorhersagen auf Windfinder und Windguru ziemlich genau. Bei Südwestwind ist Elandsbay oder Paternoster zu empfehlen. Witsands funktioniert auch bei Nordwinden. Beobachtet man den Tafelberg kann man die Windbedingungen gut nachvollziehen. Bildet sich eine durchgehende Wolkenschicht überhalb des Plateaus ( Tischdecke), sind meistens perfekte Südöstbedingungen. Verlagern sich die Wolken auf die von Table View aus gesehen linke Seite kann man von sehr böigem Ostsüdostwind ausgehen.

An den perfekten sehr windigen Tagen beginnt man am Vormittag am Sunsetbeach zu surfen und wenn es dort unfahrbar wird zieht man in Richtung Norden. Zum Springen eignet sich

Big Bay hervorragend. Zum Abreiten ist Haagkat ein sehr schöner, wenn auch schnell überfüllter Spot. Die perfekte Kombination bietet Melkbos. Ist Melkbos wegen zu starkem Wind unfahrbar lohnt es sich nach Yzerfontein auszuweichen. Dort findet man perfekte Wellen die sich über die gesamte Bucht erstrecken. Am Kap bläst der Wind normalerweise einen Tag länger als in Table View und ist man noch nicht zu erschöpft kann man dort noch einen Tag weitersurfen bevor die windstillen Tage kommen. Im Norden kann man wiederum hie und da einen Tag früher als in Table View zu surfen beginnen. Mit Table View meine ich die Spots die im Umkreis des Vorortes von Kapstadt liegen wie Sunset, Big Bay, Haakgat, Melkbos. Wenn man also hoch motiviert ist und bereit einige Kilometer zu fahren, kann man mit ein wenig Glück in der Besten Zeit (Jänner, Februar) ein Monat jeden Tag surfen.

Elands Bay (32°18'1.30"S 18°20'47.08"E)

Paternoster (32°48'11.32"S 17°54'0.50"E)

Langebaan (33° 4'56.93"S 18° 1'52.26"E)

Yzerfontein (32°18'1.30"S 18°20'47.08"E)

Melkbos (33°42'30.01"S 18°26'34.95"E)

Haagkat (33°45'58.91"S 18°26'41.11"E)

Big Bay (33°47'35.93"S 18°27'27.49"E)

Sunsetbeach ( 33°51'30.16"S 18°29'21.63"E)

Witsands (34°10'36.94"S 18°21'6.07"E)

Scaborough (34°12'5.35"S 18°22'17.19"E)

Platboom (34°20'18.82"S 18°27'23.24"E)